Projekttage „Liebe, Partnerschaft und Sexualität“
„Der sieht ja eigentlich ganz süß aus, aber mit nach Hause bringen will man ihn nicht“; ist das abschließende Urteil von Schülerin Nia L. (9b) über den Syphillis-Erreger, den Rut Hölz von der AWO AIDS-Beratung gerade in Form eines rosa Kuscheltiers präsentiert. Ihr Workshop, der sich mit sexuell übertragbaren Infektionen (STI) beschäftigt, ist Teil der dreitägigen Projekttage der Gesamtschule und findet großen Anklang. Hinter der lustigen Methode steckt ein ernstes Thema, denn während die Zahl Neuinfektionen mit HIV rückläufig ist, nehmen die Zahlen anderer Infektionen wieder zu. „Die Pille“ reicht also als Schutz bei weitem nicht aus, wie die Jugendlichen heute lernen.
Alle Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs konnten an den Projekttagen aus einem bunten Strauß an Angeboten wählen, um sich mit den Themen Liebe, Partnerschaft und Sexualität auseinanderzusetzen. „Da junge Menschen durch Smartphone und Co. heute immer früher sexualisierten Medien ausgesetzt sind, empfinde ich die Projekttage als besonders wichtigen Präventions-Baustein“, erläutert Beratungslehrer Marcel Hesse, der die Jungen seiner Klasse durch einen Teil der Projekttage begleitet hat.
Die breit gefächerten Themen bieten Einblicke in die Themen Verhütung, der körperlichen Entwicklung und dem „ersten Mal“, setzen aber auch besondere Akzente: Der Workshop des schwul-lesbischen Aufklärungsprojektes „SchLAu“ aus Aachen, der sich außerhalb der medialen Klischees mit der Lebenssituation junger Bi- und Homosexueller befasst, fand viel Beachtung.
Abgrenzung und Selbstverteidigung in kritischen Situationen konnten die Schüler bei Sportlehrer Christian Krosch lernen, der ihnen dies anhand grundlegender Techniken aus dem „Wing Tsun“ näherbrachte. Die gynäkologische Praxis von Dr. Legewie öffnete interessierten Schülerinnen während der Projekttage ihre Türe, die Ärztin nahm sich Zeit für die Fragen und bot sogar Einblick in die Ultraschalluntersuchung von Schwangeren.
Wie die Sprache des „Gangster-Raps“ Einfluss auf das Frauenbild und die Sexualität nimmt, wurde im Workshop von Lehrerin Eleonora Pudda kontrovers diskutiert.
Ein besonderes Highlight war auch diesmal wieder das „Elternpraktikum“, das die Schule in Kooperation mit der Caritas „Rat und Hilfe“ aus Erkelenz anbietet. Hier konnten Schülerinnen über mehrere Tage das Elternsein anhand hochmodernder Babypuppen kennenlernen. „Ich bin todmüde, es hat alle zwei Stunden geschrien – wie hat meine Mutter das nur hinbekommen?!“, seufzte Schülerin Lea (9c) dann auch bereits nach der ersten Nacht.
Dass junge Menschen sich nicht nur für Sexualität allein, sondern auch für die Themen Liebe, Treue und Partnerschaft interessieren, bewies der voll ausgebuchte Workshop der Religionslehrer Marita Rosenthal-Becher und Georg Dickmann, der für eine gelungene Abrundung der Veranstaltung sorgte.
„Ich bin stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler, wie ernsthaft sie sich während dieser Projekttage mit den Themen auseinandergesetzt haben und wie tolerant und offen sie sich in den unterschiedlichsten Workshops gezeigt haben“, bilanzierte Schulsozialarbeiter Florian Stoelk, der die Projekttage schon seit einigen Jahren organisiert.