Leonardos gegen den „Zaun im Kopf“

Theatergruppe um Sonni Meier bringt Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken

 

Wie wäre es, wenn du von Ausgrenzung und Feindseligkeit in deinem eigenen Land selber betroffen wärst? Wie würdest du dich fühlen, wenn du im eigenen Land nicht mehr frei leben könntest, an Angst und Hunger leiden würdest und flüchten musst? In dem Theaterstück "Zaun im Kopf“ der Autorin Sonni Maier, die auch als Theaterpädagogin, Schauspielerin, Regisseurin arbeitet, wird der Spieß einmal umgedreht. Sie lässt Lissy und Luca, zwei ganz normale Teenager in Deutschland, diese Erfahrungen machen und nimmt die Zuschauer, Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 9 und des Literaturkurses Q1, gleich mit.

Die zwei Jugendlichen fliehen in den fiktiven Staat "Elysien". Die elysischen Beamten erscheinen gnadenlos und werden eindrucksvoll mit eigens entwickelter, völlig unverständlicher Sprache und Masken dargestellt. Das Stück umreißt das Dasein als Geflüchteter gekonnt in vielen Facetten und lässt die Gefühlswelten für das Publikum nachvollziehbar werden. Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger; der Perspektivwechsel lässt die Zuschauer die Situation des flüchten Müssens gut begreifen. Vielleicht plappert nun mancher Zuschauer nicht mehr unreflektiert nach, was ihm an Meinung vorgesetzt wird.

Im Nachgespräch der Vorführung wird klar, dass die Geschichte die Schülerinnen und Schüler bewegt hat. Sie können nachfühlen, wie fremd man sich als Geflüchteter erst einmal fühlen muss, wenn man die Sprache nicht kennt. Dass zerplatzte Hoffnungen und das Gefühl von Ablehnung zu Wut und Trauer führen können, ist für die Jugendlichen ebenfalls nachvollziehbar. Lehrer Azad Calik, der an der Schule eine internationale Förderklasse leitete, erwähnt, wie isoliert und traurig sich viele geflüchtete Kinder tatsächlich fühlen - und wie dankbar sie sind, wenn sie merken, dass man auf sie zugeht. Besonders der Kommentar einer Schülerin ließ aufhorchen: Sie finde es verwunderlich, dass rassistische Meinungen in der Gesellschaft geäußert werden (dürfen) und sie wünsche sich, dass sich hier mehr Widerspruch formierte.  

Das Stück „Zaun im Kopf“ von Sonni Maier wurde in der Leonardo da Vinci Gesamtschule Hückelhoven am 8.11.2019 für den Jahrgang 9 und den Literaturkurs Q1 in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Hückelhoven durchgeführt. Es wird gefördert durch „Finanzierung NRW weltoffen“ und die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Die Vertreterin des Jugendamtes Frau Neumann zeigte sich zufrieden mit der Aufführung.